Sie alle machen es – egal ob RTL oder Spiegel online: Sie passen sich mit ihrer Berichterstattung unserem Verhalten an. Was zählt sind Klicks und Quote. Nichts Neues? Deshalb geht es heute darum, was die Bundeskanzlerin zum Bundestrainer in der Kabine wirklich sagte.
Ist Ihnen schon einmal aufgefallen, wie viel Mühe sich Journalisten in den letzten Jahren geben, um Sie beim Sender oder auf einer Webseite zu halten? Da tauchen in TV-Beiträgen plötzlich Schlüsselsätze auf wie „Aber was dann geschah, hätten wir uns so nie ausmalen können“ oder „Was zunächst ganz harmlos begann, verwandelte sich schlagartig ins Gegenteil“.
Wer zieht die meisten Klicks?
Selbstverständlich, solche Sätze sollen neugierig machen und den TV-Zuschauer am Zappen hindern. Aber zunehmend wird diese Technik auch auf den traditionellen Nachrichtenwebseiten eingesetzt und das ist eine neue Qualität. Hier kann man jeden Klick genauestens verfolgen. Und es scheint ein Wettbewerb darin zu bestehen, wer es denn heute schafft, die höchste Klickrate des Tages auf sich zu ziehen. Gehen Sie doch einmal auf ein Portal wie spiegel.de oder ntv.de. Da finden Sie in der Artikelübersicht genau diese Anfüttersätze wie „Kann das wirklich funktionieren?“ oder „Aber das ist nicht das Einzige, was Astronaut Alexander Gerst herausgefunden hat“.
Macht Neugier wirklich munter?
Es ist ja gar nichts verwerfliches, Leser neugierig zu machen. Wenn aber die Antwort überhaupt nicht gegeben wird oder sich die Antwort als eine Binsenweisheit herausstellt, dann wird es kritisch. Nicht nur, dass wir mehr und mehr abstumpfen. Ich persönlich fühle mich von einer solchen Berichterstattung regelrecht veräppelt, weil letztendlich das Versprechen nicht eingelöst wird. Am Ende sind wir angefüttert worden, enttäuscht und wenden uns von solchen Medien ab, was zu sinkenden Klickraten führt.
Und was ist mit Angela Merkel?
Oh je, Sie ahnen es schon. Aber ich will Sie natürlich nicht ganz im Regen stehen lassen: Was Angela Merkel zu Jogi Löw in der Kabine sagte, werden wir wohl nie erfahren. Es sei denn, die Beiden lassen uns daran teilhaben. Aua. Aber vielleicht nehmen Sie ja trotzdem etwas mit? Sie klicken auf diese Anfüttersätze nicht mehr und ersparen sich künftig den Frust der Trivialität. Dann hätte sich der Klick auf diesen Blogbeitrag doch wieder gelohnt, oder?
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