Die Tragödie des Flugzeugabsturzes MH370 hat eindrucksvoll gezeigt, welch dramatische Auswirkungen dilettantische Kommunikation hat: Für Menschen und das Image der Hauptbeteiligten. Sie glauben, Führungskräfte tangiert das nicht?
Am 8. März 2014 verschwand das Flugzeug der Malaysia Airlines spurlos. Was ist nicht alles über diesen Flug geschrieben worden. Sie erinnern sich?
- Das Radar wurde bewusst um- und unterflogen. Der Pilot sympathisiert mit dem kurz zuvor verurteilten Oppositionsführer.
- Der Co-Pilot hat das Flugzeug entführt und einen sehr zweifelhaften Lebenswandel.
- Der Copilot hat noch telefonieren wollen.
- Wrackteile sind auf hoher See gesichtet worden.
- Das Signal der Blackbox aufgefangen.
Versetzen Sie sich einmal in die Situation der Angehörigen. Eine bittere Situation: Fast jeden Tag eine neue Geschichte, die dann ein paar Tage später wie eine Seifenblase zerplatzt. Das Versagen ist klar: Es gibt keine starke Führung, keinen „Plan“ und erst recht keine Kommunikationshoheit.
Jetzt stellen Sie sich einmal vor: Es ginge hier nicht um den Absturz, sondern um Ihr Kerngeschäft. Statt Angehörigen, sind es Ihre Stakeholder, die Informationen verlangen. In einer Krise sind ganz andere Fähigkeiten gefordert und somit rücken vielleicht auch ganz andere Führungskräfte in den Fokus. Sind Sie mental und organisatorisch auf mögliche Krisenfälle vorbereitet? Oder sehen Sie hier nur ein zu belächelndes Halloween-Szenario?
Wenn man darüber redet, funktioniert es nicht mehr
Die Herausforderung in der Krise ist meist die Tatsache, dass es kaum verlässliche Informationen gibt – diametral zu dem öffentlichen Interesse. Erfolgreiche Unternehmen haben sich auf solche Situationen vorbereitet, gerade weil sie ihre Reputation nicht aufs Spiel setzen wollen. Reden kann und wird man über diese Vorbereitungen nicht. Sonst verfehlen sie ihre Wirkung.
Berichten kann ich allerdings von einem lange zurückliegenden Beispiel bei der ersten Computerbörse Deutschlands, der heutigen Eurex. Dort hatte man zum Börsenstart eine vorbereitete Pressemitteilung und einen Notfallplan in der Schublade, als öffentliche Erstreaktion einer möglichen Manipulation. Denn klar war, dass in einem solchen Fall die Untersuchungen lange andauern würden. Nach nicht einmal 3 Monaten kam der Plan auch zum Einsatz. Statt „Betrug an der neuen Börse“ titelten die Zeitungen „Überwachung an neuer Börse funktionierte“ oder „Bewährungsprobe bei DTB erfolgreich bestanden“.
Letztendlich geht es in der Krise um zwei zentrale Punkte: Kommunikationshoheit und Glaubwürdigkeit.
Schumacher Managerin als Beispiel par excellence
Sabine Kehm, Managerin von Michael Schumacher, hat eindrucksvoll bewiesen, wie man eine Krise kommunikativ meistert. Sie setzte gleich zu Anfang eine sehr klare Aussage. Neue Informationen würde es nur über sie geben. Alles andere seien Spekulationen, die sie nicht kommentieren würde. Und sie sorgte von Anfang an dafür, dass auch die Rolle der Medien zum Thema wurde. So konnte der Informationshunger zumindest durch andere Geschichten gestillt werden, wie die, über den als Pfarrer verkleideten Paparazzi oder der Reporter, der sich als Vater Schumachers ausgab.
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